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Publikation

Service Design = Kognitives Design

Über die Gestaltung von Berührungspunkten und Perzeption in analogen und digitalen Benutzungskontexten

Lesezeit: ca. 5′ 17″

Grundlagen

Service Design wird als kognitives Design betrachtet, das die Gestaltung von Berührungspunkten und Wahrnehmungen in analogen und digitalen Nutzungskontexten umfasst. Ziel ist es, alltagstaugliche Dienstleistungsinnovationen zu entwickeln, die dem Menschen nahekommen. Eine durchgängige, gesamtheitliche Gestaltung von Service-Produkt-Systemen ist notwendig, um dem Kunden ein hohes Maß an Erlebnis, Neuheitsgrad und spürbarem Mehrwert zu bieten.

Kognitives Design

Design wird als ein Entwurfsprozess verstanden, der im Kern kognitiv ist. Es beruht auf unseren Wahrnehmungserlebnissen und Wissenserfahrungen, die wir im Alltag als Muster erkennen und genießen oder vermeiden. Der kritische Zweifel am Neuen entsteht beim Kunden in den ersten fünf Sekunden der Wahrnehmung oder Benutzung. Das Gute am kognitiven Design ist, dass es professionell gestaltet und evaluiert werden kann und es argumentative Regeln gibt, die zum Erfolg führen.
Kognitives Design basiert auf Wahrnehmungs- und Handlungsschemata und denkt in zukünftigen Szenarien des situativen Handelns und Erlebens aus Benutzersicht. Die genaue Beobachtung dieser kontextuellen Schemata ist essenziell, um treffgenaue, entwerferische neue Lösungen zu entwickeln. Das Handlungsschema geht vom unmarkierten Fall, von der Benutzerillusion und von den Glücksbedingungen aus und nimmt sie ernst. Beim Entwerfen markterfolgreicher Neuigkeiten zählt am Ende nur die pure Fähigkeit der kognitiven Gestaltungsicherheit.

Service Design

Service Design wird als Praxis beschrieben, die Systeme und Prozesse entwirft, um den Nutzern umfassende Dienstleistungen zu bieten. Es besteht nicht aus additiven Einzelelementen, sondern aus der umfassenden Orchestrierung diverser innovativer Maßnahmen in einem wahrnehmbaren Gesamtensemble, immer aus Kundensicht. Es entwickelt dabei Mehrwerte für alle Stakeholder im gesamten Lebenszyklus von Produkten bis hin zur verbesserten Wertschöpfung.

Gutes Service Design hat viele Gesichter und entsteht in der umfassenden Orchestrierung diverser Maßnahmen, die aus Kundensicht betrachtet werden. Bestandteile und Kriterien für gutes Service Design können die servicezentrierte Ausgestaltung und durchgängige kundenorientierte Qualität aller Berührungspunkte beim Kunden sein, sowie die nachhaltige Prozess- und Geschäftsmodellgestaltung im Hintergrund der Projektierung.

Praxis-Beispiel: Paketlogistikportal

Ein praktisches Beispiel für die Umsetzung dieser Prinzipien ist der Entwurfs- und Umsetzungsprozess eines Paketlogistikportals. In enger Zusammenarbeit mit dem Projektteam wurde die strategische Service- und Produkt-Positionierung, die Definition der System- und Benutzeranforderungen, die Ausgestaltung der Informationsarchitektur und das User-Interface-Design entwickelt. Usability Testing und Evaluation der Bedienlogik, der User Experience sowie der Markenpositionierung wurden mit Endkunden durchgeführt

Praxis-Beispiel: Marketing-Zusatzprodukt

Ein weiteres Beispiel ist das Marketing-Zusatzprodukt „Design-Kollektion Schönerverpacker“, das im Rahmen des Portal-Rollouts als Giveaway an Kunden herausgegeben wurde. Der „Service-Clou“ zum Marketlaunch war das „Rockefeller-Prinzip“, bei dem GLS-Paketboten potenziellen Neukunden ein Schönerverpackerset überreichten und ihnen den ersten Versand über das neue Paketlabelportal gratis anboten.

Fazit

Durch die fundierte Analyse und Kundenevaluation über Touchpoint-Szenarien konnten Messpunkte und Kalkulationen für die Marketingmaßnahmen definiert werden, die den Führungskräften einen optimalen Entscheidungsüberblick gaben. Die erreichte Transparenz über die perzeptiven und kontextuellen Bedürfnisse der potenziellen Zielkunden ermöglichte eine hohe Treffgenauigkeit der digitalen Produktgestaltung und Kommunikationsmaßnahmen des Rollouts. Über die Insights aus der Touchpoint-Analyse und die prototypische Evaluation im qualitativen Kundengruppen wurde das Kundenerlebnis systematisch optimiert und konnte im Kostenrahmen planvoll abgestimmt werden.

Erschienen in

Entwerfen Entwickeln Erleben 2016 – Beiträge zum Industrial Design

Jahr

2016

Autoren

Oliver Gerstheimer

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